Großhaslach - Station am Jakobsweg


Taufkapelle
Das Pfarrdorf Großhaslach gilt mit Recht als eine der frühesten Siedlungen in der Gegend zwischen Nürnberg und Ansbach. Im Tal des Haselbachs gelegen, fanden die ersten Siedler hier vor, was sie zum Leben brauchten. Später führte die alte Reichsstraße von Nürnberg nach Westen durch das Tal. Durch eine Reihe von Burgen wurde diese wichtige Straße gesichert. Ritter und kaiserliche Ministerialen bewohnten sie und übten in ihrem Gebiet die Herrschaft aus. Auf dem Kirchenbuck hinter der heutigen Taufkapelle (Bahrhaus) stand eine solche Burg. Nach den Rittern von Haselah, den Grafen von Oettingen, Bruckberg und Vestenberg ging die Anlage in den Besitz des Zisterzienserklosters in Heilsbronn über und wurde schließlich abgebrochen. Die Kirche selbst war seit dem 13. Jh von einer Wehrmauer umgeben, um die Bewohner vor räuberischen Horden und Soldaten zu schützen. Als Fluchtweg diente ein unterirdischer Gang, der unter der Kirche mündete. Die Wehrmauer ist zur Hälfte noch vorhanden. Großhaslach ist Station auf dem mittelfränkischen Jakobsweg, der von Krakau über Prag nach Nürnberg führt und über Roßtal, Heilsbronn, Großhaslach, Weihenzell und Häslabronn nach Rothenburg ob der Tauber weitergeht. Jakobskirchen säumen diesen Weg. Wer sich von Heilsbronn kommend über die uralte Hohenzollernallee der Urpfarrei Großhaslach nähert, sieht von weitem den Turm der St.Marienkirche grüßen. Das erste Kirchlein wurde alten Überlieferungen zufolge noch vor dem Jahr 800 errichtet. Mönche waren es vom Benediktinerkloster in Ansbach, das der Hl.Gumbertus gegründet hatte. Hoch über der Ansiedlung auf dem Kirchenbuck, einem Bergsporn aus Sandstein, war es an Stelle einer heidnischen Opferstätte entstanden. Später gab es eine romanische Kirche, aus deren Zeit der wuchtige Taufstein stammt. Ein spätgotischer Kirchenneubau wurde 1497 geweiht. Um 1530 wird die Reformtion eingeführt. Dem markgräflichen Hofbaumeister Johann David Steingruber blieb es vorbehalten, der Kirche im Jahr 1783 ihr heutiges Gesicht mit dem markanten Walmdach zu verleihen.

Die Marter
Das wohl älteste steinerne Flurdenkmal im Landkreis Ansbach ist ein Bildstock aus dem 15. Jh. Er steht an der Straße nach Ketteldorf, wenn man die Höhe erreicht hat, zur linken Hand. Er zeigt den Gekreuzigten, darunter die Gottesmutter Maria und den Jünger Johannes. Dieses Monument, im Volksmund „Marter“ genannt, wurde erst vor kurzem liebevoll restauriert. Es lädt den Vorbeikommenden ein, sich an das wichtigste Ereignis unseres christlichen Glaubens erinnern zu lassen.

Der romanische Taufstein
Die schlichte, wuchtige Form aus Sandstein erinnert an einen Kelch und weist auf das Altarsakrament hin, zu dem der Zugang über die Taufe gewährt wird. Bis ins 15. Jh hinein lag das alleinige Taufrecht bei der Urpfarrei Großhaslach. Von weither wurden die Kinder hierher gebracht und in dem beckenartigen Trog auf dem Sockel ganz untergetaucht. Nachdem dieser älteste Taufstein Frankens lange Zeit als Blumenschale vor dem Pfarrhaus zweckentfremdet war, wurde er 1983 seiner ursprünglichen Bestimmung wieder zugeführt und in die neu gestaltete Taufkapelle im ehemaligen Beinhaus (Bahrhaus) verbracht. Seitdem werden in diesem tausendjährigen Stein wieder Kinder getauft.
  Triptychon im Jakobushaus „Auf dem Weg ……“
Für das im Jahr 2005 fertig gestellte Gemeindezentrum „Jakobushaus“ neben der St. Marienkirche schuf die Großhaslacher Künstlerin Sig Mayhew einen dreiteiligen Wandfries zum Thema „Auf dem Weg …..“. In der Mitte, dreidimensional dargestellt, der Apostel Jakobus, der Ältere, vergangen und doch gegenwärtig, mit der Venusmuschel als Symbol, die Hände in Frieden gekreuzt. Sein Grab in Santiago de Compostela war im Mittelalter das Ziel der meistbegangenen Pilgerreise. Anfang der 90er Jahre des letzten Jh. wurde diese alte Wallfahrt nach Spanien wieder zum Leben erweckt. Viele Menschen machen sich auf zur vielleicht wichtigsten Reise ihres Lebens. „Der Weg ist das Ziel“, sagen viele: Unterwegs sein zu sich selbst, den Sinn des Lebens finden. Hören auf Stimmen, die sonst unterdrückt wurden, Bilder in sich aufnehmen, die sonst in der Unrast des Lebens untergehen. Der Fries wird von rechts nach links durchwandert: Menschen in Erwartung, im Aufbruch, vielleicht noch gefangen in ihrer Vergangenheit. Im linken Bild Menschen, die sich dem Weg ausgesetzt haben und verändert ihre Lebensreise fortsetzen.

Kreuzsteine in und um Großhaslach
An mehreren Stellen in der Großhaslacher Flur finden wir Kreuzsteine aus längst vergangener Zeit. Seit dem 13. Jh stellte man am Wegrand oder Abzweigungen Kreuze aus Stein auf. Sie dienten manchmal zur Sühne für einen Totschlag, meist jedoch als Erinnerung an einen Unfall oder wurden aufgrund eines Gelübdes errichtet. Zudem zeigten sie auch die Grenzen eines Gerichtsbezirks an. Ein gut erhaltenes Exemplar steht nach 100 Metern im Wald westlich von Großhaslach, wo sich Bruckberger Weg und Jakobsweg trennen. Ein weiterer Zeitzeuge steht im Ort an der Wegabzweigung vom Hirtenbuck zur „Marter“. Hier mündete der „Totenweg“ von Neuhöflein oder Ketteldorf kommend in das Pfarrdorf Großhaslach. Die Toten wurden auf einem Pferdefuhrwerk noch bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg von den Außenorten zum Gottesacker in Großhaslach gefahren. Wenn man der Straße von Großhaslach in Richtung Ketteldorf folgt, steht am Beginn des Ketteldorfer Forstes ca. 200 Meter von der Straße entfernt ein Gedenkstein am Waldrand unter einer Eiche. Er erinnert an ein Ereignis aus dem Jahr 1759, das jedoch nicht mehr zu entziffern ist.

Das Bahrhaus, jetzt Taufkapelle
Das älteste Gebäude von Großhaslach finden wir nordwestlich hinter dem Kirchturm. Es könnte sich ursprünglich um die Burgkapelle der dahinter befindlichen Burg gehandelt haben. Charakteristisch sind Fenster und Tür in der eigenartigen „Eselsrücken-Gotik“, wie sie im 14.Jh verbreitet war. Jahrhunderte lang wurden in diesem Häuschen die Gebeine aus dem Friedhof aufbewahrt, wenn ein Grab neu belegt werden musste. In der Taufkapelle befindet sich in der Westwand ein Fraisch-Stein aus der Stauferzeit. Er deutet auf die Gerichtsbarkeit hin, die die Burgherren in dieser Gegend ausübten. Gleichzeitig diente er als Asyl-Stein. Wer ihn berührte, konnte ein ordentliches Gerichtsverfahren erwarten. Ursprünglich war der Stein in die Wehrmauer eingelassen. Im Jahr 1983 wurde er zusammen mit dem romanischen Taufstein in diesem noch ganz urtümlich wirkenden Gebäude untergebracht.

Weitere Informationen zum Jakobsweg im Internet